Hufeisentour in Südtirol, September 2022

Ankunft in Sterzing (Vipiteno)

Mittwoch, den 31. August
Streets of Sterzing

Unser Zug geht um 6:30 von Berlin nach München. Hier nehmen wir in einen EC in Richtung Venedig. Am Brenner steigen wir in den Regionalzug um und kommen um 15 Uhr in Sterzing an, wo wir eine Nacht bleiben.

Start: von Stilfes zum Penser Joch

Donnerstag, 1. September

Für den ersten Wandertag wäre eine sanfte Tour ein guter Einstieg. Stattdessen erwartet uns heute ein Aufstieg von über 1200 Höhenmeter. Von Sterzing fahren wir mit dem Taxi ein Stück in Richtung Penser Joch. Oberhalb von Stilfes lassen wir uns an der Stelle absetzen, wo der Wanderweg zum Zinseler die Straße kreuzt.

Auf dem letzten Kilometer zum Zinseler brauchen wir Hände und Füße, um den steilen Hang aus Geröll und Felsbrocken hochzuklettern. Der Ausblick vom Gipfel belohnt die Anstrengung.

Der Ausblick vom Zinseler.

Das letzte Wegstück vom Zinseler zum Alpenrosenhof am Penser Joch ist bequem zu laufen. Unter uns schlängelt sich die Straße, auf der Motorräder und auch ein paar hart gesottene Radfahrer zum Joch hoch fahren.

In der Pension „Alpenrosenhof” verbringen wir eine Nacht. Heute haben wir sogar noch ein eigenes Zimmer, eine Dusche pro Etage gibt es auch. In der Wirtsstube treffen wir beim Abendessen auf eine 9-köpfige Wandergruppe, die bereits seit 7 Tagen unterwegs ist.

Vom Penser Joch zur Flaggerschartenhütte

Freitag, 2. September

Der Morgen beginnnt so, wie der Abend geendet hat: im Nebel. Aber über den Wolken sind schon ein paar Fetzen strahlend blauer Himmel zu sehen. Es wird ein schöner Tag…

Wir starten ein paar Minuten nach der großen Wandergruppe, die uns vorerst als Führung vorausgehen. Um 8:30 Uhr hüllen uns die Wolken noch komplett ein. Später streichen sie sanft durch die Täler bis sie sich am Mittag ganz auflösen und dem strahlend blauen Himmel die Bühne überlassen.

Auf dem Astenberg erwartet uns ein gehörntes Empfangskomitee. Später laufen wir an einer kleinen Herde von wunderschönen Haflingerstuten vorbei. Die andere Wandergruppe verlieren wir langsam aus den Augen.

Auf dem Astener Höhenweg überqueren wir den Niedereck und laufen über die Seebergalm.

Auf dem Durnholzer Höhenweg nähern wir uns der Hörtlahner Spitze. Etwas unterhalb der Spitze (2653 m) kreuzt der Wanderweg den Kamm. Das letzte Stück des Aufstiegs zum Kamm ist recht abenteuerlich und nur auf allen Vieren zu schaffen.

Die Flaggerschartenhütte (oder richtiger: Marburger Hütte) liegt sehr hoch und einsam. Hierher führt kein befahrbarer Weg und alles muss mit dem Hubschrauber oder zu Fuß angeliefert (und abgeholt) werden.

Die Hütte ist klein, die Stimmung entspannt. Wir übernachten in einem Bettenlager unter dem Dach. Am Abend lernen wir 3 Leute aus dem Darmstädter Alpenverein kennen.

Von der Flaggerschartenhütte zum Latzfonser Kreuz

Samstag, 3. September

Der Morgen ist kühl und neblig. Die Landschaft ist ganz in Wolken gehüllt. So wird es auch den Rest des Tages bleiben.

Der Weg ist heute lang und beschwerlich. Bis hinter dem Tellerjoch ist das Laufen über die Gesteinsblöcke sehr anstrengend und erfordert viel Konzentration. Wir laufen den ganzen Tag in Wolken, die die sicher sonst sehr schöne Aussicht vernebeln. Aber irgendwann taucht sehr plötzlich, nach einer engen Kurve um einen Felsen, wie durch ein Wunder die Latzfonser Hütte auf.

Die Hütte am Latzfonser Kreuz ist größer als die Marburger Hütte. Etwas unterhalb der Hütte steht eine kleinen Kapelle. Das Schild auf der Terrasse erklärt das Profil der Dolomiten, die wir hoffentlich morgen früh von hier aus sehen werden.

Das Haus ist voll belegt. In der warmen Stube herrscht ein ziemlicher Trubel. Am Abend unterhalten wir uns lange mit anderen Wanderern und spielen „Mensch-ärgere-dich-nicht” mit einem netten Ehepaar aus Bayern.

In der Nacht kommt ein Gewitter und es regnet heftig. Unter dem Dach liegen wir kühl und trocken in dem großen Bettenlager ;)

Vom Latzfonser Kreuz zum Rittner Horn

Sonntag, 4. September

Nach dem Regen in der Nacht stehen wir mit einem wunderschönen Sonnenaufgang auf. Der Tag verspricht wunderbar zu werden. Wir können hier zum ersten Mal tatsächlich das spektakuläre Profil der Dolomiten sehen. Von jetzt an wird es uns bis zum Ende der Tour begleiten.

Der Wanderweg vom Latzfonser Kreuz zum Rittner Horn verläuft lange zusammen mit dem E10 über Hochalmen. Teilweise führen Holzstege über mooriges Gelände.

Am Abzweig, der uns auf die Route zum Totensee bringt, stehen zwei Bildstöckl („Materle”). Auf dem rechten ist folgendes zu lesen: „Dieses Materle wurde 1917 aufgestellt in Gedenken an Maria Unterklamsteiner, Untermoarin in Reinswald, welche hier auf dem Heimweg vom Kathrein-Markt in Klausen am 25.11.1917 erfroren ist.”

Zum Totenkirchlein kommen Leute aus der Gegend, um Sterbebilder von Angehörigen hier aufzustellen. Direkt hinter dem Kirchlein steht der Wegweiser zum Totensee. Auf den Relaxliegen kann man schonmal Probeliegen…

Vom Totensee aus gibt es mehrere Wege zum Rittner Horn. Ich mache einen Abstecher über die Ochsenlucke, eine Hochebene mit fantastischem Panoramablick.

Auf dem letzten Wegstück zum Rittner Horn kommen wir an kleinen Gehöften und Weiden vorbei, die über befahrbare Wege erreichbar sind.

Eindrücke vom Rittner Horn. Der Blick auf die Dolomiten wird nie langweilig. Gut, dass ein Foto die Stimmung nicht wirklich wiedergeben kann, man muss selbst dort sein, um die Erhabenheit der Berge zu spüren… Wahrscheinlich schmeckt auch der Kaiserschmarren nur hier so gut.

Vom Rittner Horn nach Bozen

Montag, 5. September

Heute laufen wir dien letzten Abschnitt unserer Tour. Es geht nur noch abwärts. Ursprünglich wollten wir einen großen Abschnitt mit der Seilbahn runter fahren, um die Knie zu schonen. Aber das Gefälle ist recht moderat und wir laufen dann doch durch Wälder, über Weiden und landwirtschaftliche Wege bis nach Oberbozen.

Wir nähern uns der Zivilisation bei Oberbozen. Hier erfahren wir, dass Rosselini Europas erfolgreichster Lamahengst ist. Worin sein Erfolg genau besteht, wird nicht ganz deutlich, aber mächtig stolz sieht er aus.

Die Architektur verändert sich mit jedem Höhenmeter, den wir abwärts gehen.

In Bozen haben wir ein Zimmer in einem schönen, alten Gebäude mitten in der Altstadt. Es ist sommerlich warm und wir genießen den letzten Abend bei südlichem Flair.

Abschließend herzlichen Dank an Kerstin, dass ich ihre Fotos in dem Beitrag verwenden darf. Der Eindruck wird durch ihre Bilder für euch, Betrachter*innen, deutlich vergnüglicher.

Auf meiner Festplatte warten noch ein paar lustige Seilbahn-Videos darauf, geschnitten zu werden. Aber bekanntlich schneidet man Videos im Sitzen am Computer, und das fühlt sich auch am dritten Tag nach der Rückkehr von der Wandertour noch ungewohnt an.